Warum schmeißen wir nicht? Und warum ist das gut so?

Die Klientin C. lässt sich im NextGen-Einzel-Coaching begleiten. Sie hat, ein Jahr nach dem Coachingstart, die Geschäftsführung in ihrem Familienunternehmen zusammen mit ihrem Bruder übernommen. Auf sie kamen eine Reihe von Herausforderungen zu - das Erbe des Großvaters erhalten und zugleich radikale Management-Veränderungen vornehmen.

Vor kurzem habe ich sie per E-Mail um eine Rückmeldung zu meiner neuen NextGen-Coaching-Seite gebeten. Herausgekommen ist, zu meiner Überraschung, die längere Beschreibung ihrer damaligen und heutigen Situation sowie Reflexion ihrer bisherigen Coachings. Mit ihrem Einverständnis zitiere ich aus ihrer Mail (aus einem Workshop in der Vergangenheit bei INTES ist uns das kollegiale »Du« erhalten geblieben):

»Es ist super, dass Du darstellst, dass Du selbst aus einem Familienunternehmen kommst. Oft wird unterstellt, dass Außenstehende die Situation nicht verstehen und sich der Herausforderung mit all den Emotionen nicht bewusst sind. Es ist ja ein Privileg Übernehmer zu sein, meckern ist undankbar.

Aus meiner persönlichen Erfahrungen habe ich noch wenige Ergänzungen:

1) Situation als NextGen:
Mir hat im Unternehmen Feedback und somit Perspektive zur Weiterentwicklung gefehlt. Von den Mitarbeitern wird man oft wie ein König behandelt, Fehler werden weder thematisiert, noch ›bestraft‹. In Deinem Coaching habe ich gelernt, meine eigenen Ziele zu verfolgen, Du hast mir oft ehrliches Feedback gegeben und mit der Zeit wusste ich zu Reflektieren, was mich ›Lob-unabhängig‹, dafür ganz in meinem Sinne (Sinne des Unternehmens) agieren ließ. 

2) Sind Sie als NextGen bereit für das Coaching?
Meiner persönlichen Meinung nach arbeiten wir Übernehmer oft anders. Wir sind emotional mit dem Unternehmen (und der Familie) verbunden. Konflikte treffen uns härter, abschalten ist auch zu Hause keine Option. In Deinem Coaching habe ich gelernt, mit Durststrecken und Frustsituationen umzugehen. In jedem anderen Unternehmen schmeißt man den Job, wenn man keine Chance auf Weiterentwicklung hat, der Vorgesetzte ungerecht ist oder man einfach keinen Nerv mehr auf das Hamsterrad hat. Warum schmeißen wir nicht? Und warum ist das gut so? Wie lerne ich, mich auch auf Durststrecken nicht unterkriegen zu lassen?

In unserem ersten Coaching-Kontakt (damals bei INTES in Bonn) hast Du zu einer Übernehmerin mal gesagt ›Wenn Dich das nervt, warum änderst Du es nicht? Es ist Dein Unternehmen, wer soll etwas für Dich ändern, wenn nicht Du selbst das tust?‹ Weise Worte. Oft ist man sich über die Power, die mit der Rolle im Unternehmen einhergeht, nicht bewusst. Das ist schade und sollte nicht so sein. (…)

Sehr gut ist auch, dass Du den Leidensdruck thematisierst. Ja, es ist nicht einfach und nein, es ist auch kein Vergehen, sich das einzugestehen.

Was mich übrigens damals dazu bewogen hat, Dich zu kontaktieren war, dass mir gesagt wurde,

  • dass ich mich für das Coaching bewerben muss (da Du nicht mit jedem arbeitest),
  • und dass ich aus dem Coaching fliege, wenn ich meine Hausaufgaben nicht mache.

Das fand ich toll, denn ich wusste, dass ich mitarbeiten muss, um Erfolge zu erzielen (…) Vielleicht lohnt es sich daher nicht nur dazustellen, was Du bietest, sondern auch sanft aber bestimmt zu erwähnen, was Du erwartest (…)

Ich werde oft auf das Einzelcoaching angesprochen, viele Übernehmer finden das Thema äußerst spannend.«

 

Ich danke C. für dieses ausführliche Feedback in ihrem knappen Zeitbudget.

Weitere Informationen zu meiner Arbeit mit NextGen-Klient*innen finden Sie hier: www.nextgen-coaching.de